Wie ein Salumiere zum Botschafter Tessiner Gastronomie wurde.
Der junge Mario Rapelli eröffnete seine Salumeria in der Via Giulia von Stabio, einem malerischen Dorf im Tessiner Süden, dank dem Kredit über 500.- Franken seines Onkels Giuseppe Regazzoni, der sogenannte Giüsepin da Montalban. Schon bald sollte Mario Rapellis Salumeria zu einer Institution und einer ersten Adresse für viele anspruchsvolle Kunden werden.
Vom sympathischen Mastro Salumiere, der stets Hemd, Hose und Metzgerschürze trug, erzählen die Bewohner von Stabio heute noch: „In der Metzgerei Piazza kaufte man das Frischfleisch, bei Mario die typischen Tessiner Salumeria Produkte. So gut wie die Salami von Mario Rapelli war keine andere“. Rapellis Handwerkskunst prägte die Salumeria-Kultur in der gesamten Schweiz. Seine Leidenschaft begeisterte Menschen ebenso wie seine Philosophie: „Eine gute Salami ist wie Wein. Erst betrachtet man sie, dann riecht man sie und dann geniesst man sie“.
Hinter jedem grossen Mann steht eine starke Frau. Bei Mario hiess sie Maria Crivelli, auch Sciura Maria genannt. Er heiratete sie Anno 1932. Die gemeinsamen Kinder Silvio und Jolanda engagierten sich ebenso wie die Eltern für den Erfolg des Familienunternehmens. Man wohnte betriebsnah direkt über der Bottega. Während Mario die Salumeria und die Bottega führte, meisterte Maria die Verwaltung. Sie war bekannt für ihre Sorgfalt und Genauigkeit in administrativen Belangen und engagierte sich mit grossem Herz für Menschen, die in Schwierigkeit steckten.
Mit seiner Leidenschaft für vollendete Salumeria Kultur definierte Mario Rapelli seinen Beruf ganz neu. Persönlich kümmerte er sich um Auswahl und Einkauf von Fleisch und Vieh. Auch bei der Bearbeitung übernahm er bis ins hohe Alter die Führungsrolle. Sein Wissen und seine Kompetenz waren das Geheimnis der Qualität der Rapelli Produkte.
Mario Rapellis meisterliche Handwerkskunst zog nicht nur Kunden an, sondern auch Mitarbeiter. Die Mastri Salumieri liebten und respektierten den Gründer: Die Ratschläge, die er ihnen am Arbeitstisch gab, waren immer sehr geschätzt. Er engagierte sich nämlich bis ins hohe Alter in der Salumeria-Produktion. Eine Leidenschaft, die ansteckend war, und die von Generation zu Generation weitergegeben worden ist.
Mario Rapelli genoss eine so hohe Wertschätzung, dass die Mitarbeitenden ihn auch für Privatangelegenheiten um Rat baten und ihren Kindern den Beruf des Mastro Salumiere mit Stolz beibrachten. Dieses familiäre Umfeld hat in den Folgejahren viele Mitarbeiterkinder angezogen. Sie wurden ebenfalls zu begeisterten Botschaftern der Salumeria-Kultur und führten deren Traditionen mit Leidenschaft weiter. Das ist auch heute noch so.
Rasch wurde aus der kleinen Salumeria in Stabio der Inbegriff für die in der ganzen Schweiz bekannte und geschätzte Tessiner Esskultur. Mehr denn je wuchs in der Bevölkerung das Bewusstsein für die Besonderheit der traditionellen kulinarischen Schätze des Tessins. Dieselbe Begeisterung, mit der Mario Rapelli seine Spezialitäten schuf, erfüllt die Menschen, die sie geniessen.
Dank seinem Charisma und seinen Visionen wurde Mario Rapelli für viele zu einer Leitfigur. Im Jahr 1952 wurde Mario Rapelli zum Bürgermeister von Stabio gewählt. Er setzte sich für seine Region ein, half mit Rat und Tat und unterstützte seine Mitmenschen.
Bewirtschaftet von Onkel Giuseppe anfangs des 20. Jahrhunderts, wurde das Restaurant „Grotto Montalbano“ in den 50er Jahren unter der Leitung von Mario und Silvio Rapelli zu einem der besten, renommiertesten Häuser der Region. Rapelli brachte die besten Salumeria- und Fleischwaren, und der Erfolg war sofort da. Die Kunden kamen von überall her, vom Tessin, aus der ganzen Schweiz, aber auch aus dem Ausland. Es war sozusagen das zweite Zuhause des Mastro Salumiere, der hier mit seinen Geschwistern aufgewachsen war und wo er seine grosse Leidenschaft für die Gastronomie ausleben konnte.
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